Wir befinden uns in einem entscheidenden Moment der arabisch-europäischen Zusammenarbeit. Ägypten stand als Partnerland des diesjährigen Arabisch-Deutschen Wirtschaftsforums der Ghorfa in Berlin im Rampenlicht. Die Wahl Ägyptens ist sowohl zeitgemäß als auch symbolisch – sie spiegelt die zentrale geopolitische Lage des Landes, seine wirtschaftliche Dynamik und seine wachsende Rolle als Tor zwischen Afrika, der arabischen Welt und Europa wider.

Ägypten unterhält seit langem enge wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen zu Deutschland, die auf gegenseitigem Respekt, strategischem Dialog und gemeinsamen Interessen beruhen. Im Laufe der Jahre sind die deutschen Investitionen in Ägypten in Bereichen wie Fertigung, erneuerbare Energien, Infrastruktur, Automobilbau, Bildung und Gesundheit stetig gewachsen. Heute sind mehr als 1.200 deutsche Unternehmen in Ägypten aktiv und profitieren von einer Bevölkerung von über 100 Millionen Menschen, jungen und qualifizierten Arbeitskräften und einem bevorzugten Zugang zu den wichtigsten regionalen Märkten.

Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen werden durch die ägyptische Vision 2030 untermauert – eine umfassende Entwicklungsagenda, die sich eng mit den deutschen Prioritäten in den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit und grüne Transformation deckt. Ägyptens Schwerpunkt auf digitaler Infrastruktur, industrieller Lokalisierung, grünem Wasserstoff und der Modernisierung der Logistik bietet klare Möglichkeiten für eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit deutschen Partnern. Deutsche Technologie und Expertise können eine katalytische Rolle bei der Unterstützung der ägyptischen Energiewende, der gerechten Stadtentwicklung und der Klimaresilienz spielen – vor allem, wenn das Land auf dem Erbe der COP27 weiter aufbaut.

Ägyptens strategische Lage am Suezkanal und seine führende Rolle in der Suezkanal-Wirtschaftszone (SCZone) stärken seine Rolle als regionales Logistik- und Handelszentrum weiter. Die SCZone bietet eine attraktive Plattform für deutsche Unternehmen, die Industrie- und Exportstützpunkte aufbauen wollen, die Europa, Afrika und Asien miteinander verbinden. Sie bietet auch einen fruchtbaren Boden für Joint Ventures in den Bereichen Mehrwertproduktion, Kreislaufwirtschaft und grüne Schifffahrtskorridore.

Aus regionaler Sicht haben die Stabilität und die Diplomatie Ägyptens die arabisch-afrikanisch-europäische Zusammenarbeit entscheidend vorangebracht. In einer Zeit der geopolitischen Fragmentierung, der wirtschaftlichen Unsicherheit und der Neuausrichtung der Lieferketten erweist sich Ägypten als strategischer Partner für die Förderung der Widerstandsfähigkeit und der regionalen Integration. Deutschlands langjähriges Engagement für wirtschaftliche Zusammenarbeit und nachhaltige Entwicklung in der MENA-Region macht es zu einem natürlichen Verbündeten bei diesen Bemühungen.

Die Union der Arabischen Kammern, die den arabischen Privatsektor in 22 Ländern vertritt, sieht Ägypten als eine wichtige Säule in der Architektur der arabisch-deutschen Beziehungen. Wir setzen uns dafür ein, die Rolle des Privatsektors als Brücke zwischen den politischen Rahmenbedingungen und der realen Umsetzung zu stärken. Durch Investitionsförderung, Handelserleichterungen und Innovationspartnerschaften können arabische und deutsche Unternehmen – vor allem KMU – skalierbare und integrative Lösungen für gemeinsame Herausforderungen schaffen.

Bei unserem Treffen in Berlin ging es nicht nur darum, über das Erreichte nachzudenken, sondern auch eine zukunftsorientierte Agenda für die Zusammenarbeit zu entwerfen. Ägypten bietet eine überzeugende Fallstudie für Wandel, Chancen und Führungsstärke. Die arabisch-deutsche Partnerschaft, die auf Vertrauen und gegenseitigem Nutzen beruht, kann einen bedeutenden Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung, regionaler Stabilität und globalem Fortschritt leisten.

Von Dr. Khaled Hanafy, Generalsekretär, Union der Arabischen Kammern