Jordanien ist eines der Länder mit dem größten Wassermangel der Welt. Schwere Wasserknappheit ist laut UNICEF definiert, wenn die verfügbaren Wasserressourcen sich auf weniger als 500 m³ pro Person und Jahr belaufen. In Jordanien liegt dieser Wert bei nur 100 m³. Da die Niederschlagsmengen im Zuge des Klimawandels abnehmen und die Verdunstungsraten steigen, ist das Königreich in eine Krise geraten. Die aktuelle nationale Wasserstrategie der Regierung, die ursprünglich 2025 auslaufen sollte, wurde bis 2040 fortgeschrieben. Sie sieht einen integrierten Ansatz für die Wasserwirtschaft vor. Das Ministerium für Wasser und Bewässerung steht unter Druck, die Entsalzung und Abwasseraufbereitung zu intensivieren und den Privatsektor einzubeziehen. Eine wichtige Option für Jordanien stellt auch die Abwasseraufbereitung dar. Doch das Problem besteht bisher darin, dass die Kapazitäten für die tertiäre Behandlung, d.h. die dritte Stufe des Reinigungsprozesses, die das Wasser trinkbar macht, nicht ausreichend vorhanden sind. Auch führt das Ministerium für Wasser und Bewässerung regelmäßig Ausschreibungen zur Modernisierung der Wassernetze in den meisten Regionen des Königreichs durch. Fast die Hälfte des jordanischen Wassers geht durch Lecks, Diebstahl und ungenaue Messung verloren. Derzeit werden mehrere Projekte durchgeführt.
Nach aktuellen Informationen von Arabian Gulf Business Insight rechnet die PPP-Agentur damit, dass Jordanien 2025 Ausschreibungen für sieben Wasserprojekte im Gesamtwert von rund 1 Mrd. US-Dollar veröffentlichen wird. Rechnet man die Pumpspeicheranlage Wadi Mujib hinzu, beläuft sich die Gesamtsumme auf fast 2 Mrd. US-Dollar. Ein großes Wasserprojekt, das bereits im Gange ist, bildet das Projekt zur Entsalzung und zum Transport von Wasser zwischen Aqaba und Amman. Mit dem Projekt soll das wachsende chronische Defizit in der Wasserversorgung des Landes behoben werden. Die Anlage wird die zweitgrößte der Welt sein und soll die jährlich verfügbare Gesamtwasserversorgung der Haushalte um fast 60 Prozent erhöhen, den täglichen Mindestbedarf an Trinkwasser für mehr als drei Millionen Menschen und damit bis zu 40 Prozent des Trinkwasserverbrauchs des Landes decken. Die Anlage wird nach Inbetriebnahme die Hauptstadt Amman und die Hafenstadt Aqaba im Süden kontinuierlich mit mehr als 300 Mio. m³/Jahr Trinkwasser versorgen. Die Anlage umfasst 445 km Pipelines für den Transport des entsalzten Wassers aus dem Roten Meer und soll von einem französischen Konsortium unter der Leitung von Meridiam betrieben werden. Bereits 2022 unterzeichnete die EIB mit Jordanien ein Darlehen in Höhe von 222 Mio. US-Dollar für das Projekt, nachdem die IFC zugesagt hatte, bis zu 400 Mio. US-Dollar zu investieren.
Ein weiteres bedeutendes Projekt stellt die Sanierung des King-Abdullah-Kanals dar. Der 110 km lange Kanal, der parallel zum Fluss Jordan verläuft, dient der Versorgung der Städte Irbid und Amman mit Trinkwasser sowie der Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen im Jordantal. Allerdings weist der Kanal inzwischen erhebliche Alterungsschäden auf. Dies führt dazu, dass aufgrund von zahlreichen Lecks eine beträchtliche Menge an Wasser nicht genutzt werden kann. Im Auftrag des BMZ unterstützt die KfW seit 2024 die umfassende Sanierung des Kanals in seinem nördlichen Abschnitt mit 115 Mio. €. Gleichzeitig investiert die EIB in den südlichen Abschnitt, dessen Wasser hauptsächlich für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird. Durch die Verringerung der Wasserverluste im Kanal um mindestens 10 Prozent wird auch Energie gespart, da die energieintensive Meerwasserentsalzung zur Deckung von Wasserdefiziten nicht mehr erforderlich sein wird.