Fast zehn Jahre lang blieb der Mubarak Al Kabeer Port ein ambitioniertes Vorhaben auf dem Papier – nun wird er Realität. Nachdem im Februar 2024 der Vertrag für die Pre-Exekution-Studien, Designs und technischen Services unterzeichnet wurde, haben im März 2025 die ersten Arbeiten an der Ostküste von Bubiyan angefangen, der größten Insel der kuwaitischen Inselkette. Auf einer Fläche von 1.161 Hektar entsteht hier eines der größten Infrastrukturprojekte des Landes – ist der Hafen vollständig ausgebaut, soll er 24 Liegeplätze bieten und jährlich rund 8,1 Millionen Container umschlagen können. Die offizielle Inbetriebnahme wird derzeit für Ende 2026 angepeilt – ein ehrgeiziger Zeitplan, der Kuwait logistisch auf eine neue Ebene heben könnte.
Das Projekt ist fester Bestandteil der Northern-Economic-Zone-Strategie und gilt als Schlüssel, um sowohl das nationale Wirtschaftswachstum als auch die angestrebte Diversifizierung voranzutreiben. Ziel ist es, Kuwait als globales Logistik- und Handelsdrehkreuz zu positionieren und damit eine Rolle einzunehmen, die bislang vor allem Häfen wie Jebel Ali in Dubai oder Hamad Port in Katar vorbehalten war. Günstig ist dieses Prestigeprojekt nicht: Rund 3,2 Milliarden US-Dollar wird der Bau nach aktuellen Schätzungen kosten. Finanziert wird es durch staatliche Mittel Kuwaits sowie durch chinesische Partner, die das Vorhaben mit Kapital und technischer Expertise unterstützen.
Strategische Nutzung
Mit seiner Lage an der Nordküste Kuwaits ist der Mubarak Al Kabeer Port nicht nur ein neuer Containerhafen, sondern ein geostrategisches Instrument. Direkt am Eingang zum Schatt-al-Arab gelegen, eröffnet er Kuwait die Möglichkeit, eine zentrale Rolle in den Handelsströmen zwischen dem arabischen Golf, dem Irak, dem Iran und weiter nach Zentralasien zu spielen. Über moderne Straßen- und Bahnverbindungen soll der Hafen zudem in die geplante Gulf Railway integriert werden, wodurch Warenströme effizient Richtung Saudi-Arabien, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate geleitet werden könnten. Für Kuwait ist dies ein Schritt, sich von der Abhängigkeit vom Ölsektor zu lösen und sich stärker als logistischer und industrieller Knotenpunkt zu profilieren.
Der Mubarak Al Kabeer Port ist jedoch nicht nur ein nationales Projekt Kuwaits, sondern auch ein wichtiger Baustein in Chinas Belt and Road Initiative, der Silk Road Strategie, die 2018 Kuwait als erstes GCC-Land einbezogen hat. China ist mittlerweile Kuwaits wichtigster Handelspartner und unterstützt das Hafenprojekt mit Kapital und Know-how, unter anderem durch die China State Construction and Transport Limited. Der Hafen soll die historische Silk Road neu beleben und China einen direkten Zugang zur arabischen Welt verschaffen, womit der Staat seine ohnehin vorhandenen, sektorübergreifenden Präsenz in der Region ausbauen will – ein Vorhaben, das vor allem aus Westlicher Sicht mit Hinblick auf geopolitischen Machtgewinn kritisch beobachtet wird.
Auch im Irak wird das Projekt aufmerksam verfolgt, insbesondere im Zusammenhang mit den Plänen für den eigenen Hafen von al-Faw. Beide Häfen liegen strategisch günstig für den Handel zwischen dem Golf und den nördlich gelegenen Märkten und könnten sich künftig um ähnliche Frachtströme bemühen. Da der Mubarak Al Kabeer Port nur wenige Kilometer vom irakischen Grand Faw Port entfernt liegt – dem Startpunkt des Projekts – wird er als direkter Konkurrent wahrgenommen. Dennoch könnten beide Projekte langfristig auch als Chance gesehen werden, die logistische Vernetzung der Region zu verbessern.
Delegationsreisen der Ghorfa, sowohl in der Vergangenheit als auch im kommenden November 2025 (3. – 6.) im Rahmen des EU-GCC Busines Forums, bieten optimale Möglichkeiten, die Verbindung zwischen deutscher Expertise und dem kuwaitischen Markt herzustellen.
Deutsche Expertise
Auch wenn die Hauptfinanzierung und – Ausführung des Mubarak Al Kabeer Ports von kuwaitischen und chinesischen Partnern getragen wird, spielt deutsches Know-how weiterhin eine entscheidende Rolle für den allgemeinen Erfolg mehrerer Logistik- und Infrastrukturprojekte in Kuwait. Dabei ist bekannt, dass viele etablierte Firmen und Konzerne umfangreiche Projekte begleiten – Siemens Energy, Bilfinger, die Bauer Gruppe, TK Elevator, Leonardo, die Dorsch Gruppe oder die WTE Wassertechnik GmbH sind nur einige der Schlüsselakteure, die die Infrastruktur des Landes mitgestalten. Diese Unternehmen sind ein Sinnbild für deutsche Technologien und Lösungsansätze, die in Kuwait immer noch hoch geschätzt werden.
Dabei ist ihre Expertise und Beteiligung nicht nur in der Logistik gefragt, sondern erstreckt sich über strategische Sektoren wie die Energieversorgung, den Bau von Wohnraum, die Entwicklung von Verkehrssystemen und die Wasserwirtschaft – vom Kraftwerk Sabiya über die Raffinerie Mina Al-Ahmadi bis hin zur Ausweiterung des Kuwait International Airport. Deutsche Unternehmen werden weiterhin als verlässliche Partner wahrgenommen, die ihre langjährige Erfahrung und technologische Präzision einbringen, um die Vision Kuwaits von einer modernen, diversifizierten Wirtschaft zu verwirklichen.
Ausblick: Wie geht es weiter?
Zunächst wird die Fertigstellung des Al-Kabeer Ports bis Ende 2026 eine essentielle Phase sein. Dieser ehrgeizige Zeitplan wird über die logistische Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit des Hafens entscheiden. Kuwait wird in dieser Zeit eng mit seinen chinesischen Partnern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass das Projekt pünktlich und im Rahmen der Budgetvorgaben abgeschlossen wird.
Danach wird sich der Fokus auf die regionale Positionierung des Hafens verlagern. Der Al-Kabeer Port soll nicht nur Kuwait dienen, sondern auch als logistisches Tor zum Irak, Iran und nach Zentralasien fungieren. Seine strategische Lage am Shatt al-Arab und die geplante Anbindung an die Gulf Railway sind dabei entscheidende Vorteile, die Warenströme effizient durch die Region leiten könnten. Das größte Potenzial liegt in der Stärkung der Handelsbeziehungen zu Chinas Belt and Road Initiative, die dem Hafen eine zentrale Rolle in den globalen Lieferketten verschaffen soll.
Allerdings wird der Hafen auch in einem wettbewerbsintensiven Umfeld agieren – die Dynamik mit dem benachbarten irakischen Hafen von al-Faw wird hier klar entscheidend sein. Beide Häfen könnten als Konkurrenten auftreten, aber es gibt auch die Chance, dass sie sich ergänzen und gemeinsam die logistische Vernetzung der Region verbessern. Wie die beiden Projekte koexistieren, ist noch abzusehen; sie wird jedoch die Handelslandschaft in der nördlichen Golfregion maßgeblich beeinflussen. Noch wichtiger ist die Tatsache, dass der Hafen ein Checkpoint für Kuwaits Diversifizierungsmaßnahmen darstellen und die Entwicklung des Landes in eine zielgerichtete Bahn lenken wird.