Interview mit Peter Nöthen, CEO von Qvest. Qvest ist weltweit führend in der Beratung und Technologie-Implementierung mit Fokus auf Medien. Durch internationale Exzellenz, lokal verankerte Expertise und zukunftsweisende Investitionen treibt Qvest die digitale Transformation von Unternehmen und öffentliche Organisationen in der MENA-Region aktiv mit voran.

SOUQ: Was hat Sie dazu veranlasst, in den arabischen Markt einzusteigen?

Wir sind mittlerweile seit 17 Jahren in der MENA-Region aktiv und haben uns zu einem der führenden Partner für Digitalisierungs- und Technologieprojekte entwickelt. Unsere Kunden reichen von regionalen Unternehmen bis hin zu internationalen Medienhäusern wie Al Jazeera, NEOM, Asharq News, beIN Sports, Sky News Arabia und Etisalat.

Unser Markteintritt in die MENA-Region wurde durch das enorme Potenzial für digitale Entwicklungen sowie die visionären Projekte in den Vereinigten Arabischen Emiraten – insbesondere zunächst in Dubai – motiviert. Die Dynamik und Innovationsbereitschaft der Region sind bis heute beeindruckend. Schon früh haben wir erkannt, dass hier eine hohe Nachfrage nach modernsten Technologien und maßgeschneiderten High-End-Lösungen besteht, besonders in den Bereichen News, Sport und Entertainment.

Dank unserer internationalen Expertise und weltweit anerkannten Technologiekonzepten konnten wir diesen Bedarf gezielt adressieren. Mit unserer Erfahrung in Konzeption, Planung und Implementierung haben wir hochmoderne Infrastruktur- und Medienlösungen realisiert – stets mit dem Anspruch, höchste deutsche Qualitätsstandards in die Region zu bringen und das Qualitätssiegel „Made in Germany“ zu erfüllen.

SOUQ: Was bietet Qvest im arabischen Raum an?

Als Partner begleiten wir Unternehmen bei digitalen Transformationsprojekten und bieten unser gesamtes Leistungsspektrum an Services und Produkten auch in der MENA-Region an. Wir unterstützen unsere Kunden frühzeitig bei der strategischen Ausrichtung, der Entwicklung digitaler Produkte und der Umsetzung ihrer Transformation – zunehmend unter Einsatz von Datenanalyse und künstlicher Intelligenz. Für Medienunternehmen in der MENA-Region liegt der aktuelle Fokus insbesondere auf innovativen Streaming-Plattformen und neuen Erlösmodellen.

Darüber hinaus steigt die Nachfrage nach nachhaltigen und effizienzsteigernden Lösungen im Bereich Smart City. Ein herausragendes Beispiel ist das NEOM-Projekt, bei dem wir als Innovationsberatung tätig sind. Die digitale Vernetzung urbaner Räume, intelligente Kommunikationslösungen und nachhaltige, technologiegetriebene Lebens- und Arbeitsumgebungen stehen im Einklang mit Saudi-Arabiens Vision 2030 sowie unserem Innovationsanspruch: Together we innovate for a desirable future.

SOUQ: Die Medien – Produktion wie Nutzung- befinden sich zurzeit in einem dramatischen Umbruch. Auch und besonders im Nahen Osten. Wie sieht die Zukunft aus?

Die Mediennutzung ist heute stark fragmentiert und folgt der demografischen Entwicklung. Besonders für die Generation Z und Alpha gewinnen On-Demand-Streaming, videobasierte Social-Media-Plattformen wie TikTok und immersive digitale Erlebnisse zunehmend an Bedeutung. Medienunternehmen und global agierende Marken müssen sich auf diese veränderten Konsumgewohnheiten einstellen, um ihre künftigen Kunden zu erreichen. B2C-Unternehmen werden dadurch zwangsläufig auch zu Medienanbietern – denn ohne die gezielte Produktion und Distribution von Inhalten lässt sich der direkte Kontakt zur Zielgruppe kaum aufrechterhalten. Der Erfolg im Consumer-Bereich ist damit zunehmend mit einer starken und aktiven Präsenz auf allen medialen Kanälen verknüpft.

Parallel dazu konsolidiert sich der Medienmarkt: Einzelne Anbieter wachsen zu global agierenden Konzernen und Plattformen zusammen. Trotz dieser Internationalisierung bleibt die gezielte Ansprache regionaler Zielgruppen essenziell. Unternehmen müssen ihre Inhalte weiterhin lokalisiert ausspielen, um relevant zu bleiben. Ich sehe diese Veränderungen als eine große Chance, neue Wege zu gehen. Erfolgreiche Akteure müssen sich von linearen Geschäftsmodellen lösen und stattdessen personalisierte, interaktive und zielgruppengerechte Content-Erlebnisse schaffen. Genau hier liegt die Expertise von Qvest.

SOUQ: Was bedeuten Cloud und KI-Technologien für die Branche – und was ist der Beitrag von Qvest dazu?

KI ist längst ein zentraler Treiber der Medienbranche. Die anfängliche Experimentierphase weicht zunehmend der Nachfrage nach konkreten Mehrwerten, insbesondere in der automatisierten Content-Erstellung und -Optimierung. Wir sind uns mit unseren Kunden einig, dass sich ein Großteil der Recherche- und Produktionsprozesse für Nachrichten in den kommenden Jahren durch KI abwickeln lässt. Wir rechnen damit, dass bereits in den nächsten zwei Jahren keine Content-Produktion mehr ohne den Einsatz von KI stattfinden wird.

Mit neuen Möglichkeiten gehen jedoch immer auch Herausforderungen einher, etwa die zunehmende Gefahr von Fake News. Hier sind präzise Validierungsprozesse für Inhalte entscheidend – ein Bereich, in dem KI wiederum unterstützend eingesetzt werden kann.

Cloud-Technologien bilden das Fundament für die moderne Technologienutzung. Sie ermöglichen die nahtlose Vernetzung weltweiter Standorte, sorgen für Flexibilität und Skalierbarkeit und treiben die Entwicklung kollaborativer, standortunabhängiger Medienproduktion voran. Nicht zuletzt sind sie heute auch ein wichtiger Teil weltweiter IT-Sicherheit.

SOUQ: Warum ist Qvest im arabischen Raum erfolgreich?

Unser Erfolg basiert auf einer einfachen Formel: Kompetenz, Verlässlichkeit und höchste Qualitätsstandards – sowohl in unserer eigenen Arbeit als auch in der Umsetzung der Projekte unserer Kunden.

Ein entscheidender Faktor ist dabei unsere regionale Präsenz in Dubai, Katar und Saudi-Arabien. Statt Satellitenbüros setzen wir auf fest etablierte Teams aus lokalen und internationalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tiefes Verständnis für die Kultur und gesellschaftliche Entwicklung mitbringen und selbst Teil der regionalen Zukunftsambitionen sein möchten.

Zudem bauen wir auf starke Partnerschaften. Ein aktuelles Beispiel ist unsere Kooperation mit dem Satellitenbetreiber ARABSAT, die wir auf der FOMEX 2025 in Riad geschlossen haben. Gemeinsam entwickeln wir eine innovative Streaming-Plattform, die Content-Anbietern völlig neue Möglichkeiten für Distribution und Monetarisierung eröffnet.

SOUQ: Wie sieht die Strategie zur weiteren Entwicklung in MENA aus?

Die MENA-Region ist ein zentraler Markt für uns. Durch strategische Investitionen und innovative Projekte entwickelt sie sich zu einem dynamischen Wirtschaftsraum mit enormem Potenzial.

Daher verfolgt auch Qvest eine gezielte Wachstumsstrategie: Wir erweitern unser Leistungsportfolio und investieren kontinuierlich in den lokalen Ausbau unseres Geschäfts, um von den vielfältigen Entwicklungen der Region direkt und ohne Hindernisse – wie Sprache und Reisen – profitieren zu können.

SOUQ: Wodurch unterscheidet sich der arabische Markt in Ihrer Branche von anderen, z.B. in der EU?

Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Regionen liegt in der demografischen Struktur. Während Europa mit einer alternden Bevölkerung konfrontiert ist, wird die wirtschaftliche Entwicklung in der MENA-Region von einer jungen, gut ausgebildeten und dynamischen Gesellschaft vorangetrieben. Die Region setzt gezielt auf moderne Technologien und fördert Start-ups in Bereichen wie Nachhaltigkeit und Smart Cities.

Auch das wirtschaftliche Umfeld unterscheidet sich deutlich. MENA setzt verstärkt auf Freihandelszonen, regulatorische Erleichterungen und strategische Investitionen, um nationale und internationale Unternehmen anzuziehen. Dies erleichtert internationalen Akteuren mit lokalem Engagement den Zugang zu einem florierenden Markt. In Europa hingegen sehen sich Unternehmen zunehmend mit strengeren gesetzlichen Vorgaben und wachsender Bürokratie konfrontiert, was die Geschäftsentwicklung erheblich erschwert.

SOUQ: Wie hat sich Qvest von einem Hardware-Anbieter zu einem holistischen Service-Provider entwickelt? Im Vergleich zu traditionellen Branchen wie Automotive, Energie oder Bauwesen, die durch mittlere bis lange Innovationszyklen geprägt sind, unterliegt die IT- und Medienindustrie einem stetigen Wandel und technischer Disruption. Diese Dynamik erfordert Agilität und die Fähigkeit, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Die Transformation von Qvest basiert auf einer konsequenten Erweiterung unseres Leistungsportfolios. Statt uns ausschließlich auf Systemintegration zu konzentrieren, war es von Beginn an unser Ziel, Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu begleiten – von der strategischen Beratung über die Implementierung bis hin zum operativen Betrieb.

Bereits vor dem Durchbruch von Cloud- und Streaming-Technologien haben wir gezielt auf softwarebasierte Lösungen gesetzt und eine eigene Softwareentwicklungssparte mit über 350 Expertinnen und Experten aufgebaut. Heute entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen in Bereichen wie Automatisierung, Streaming, Digital Asset Management und eCommerce.

Ein weiteres stark wachsendes Feld ist die Migration lokaler Rechenzentren in die Cloud, begleitet von operativen Managed Services für Technologieplattformen und -infrastrukturen. So ermöglichen wir unseren Kunden eine zukunftssichere digitale Transformation.

SOUQ: Nach den Erfahrungen, die Sie bisher gemacht haben: Welche Empfehlungen können / wollen Sie deutschen Unternehmern geben, die in den arabischen Markt gehen wollen?

Erfolg in der MENA-Region basiert auf langfristigen Geschäftsbeziehungen und einem tiefen Verständnis der lokalen Gegebenheiten. Persönlicher Kontakt, Vertrauen und enge Partnerschaften mit lokalen Unternehmen sind essenziell, da Geschäftsabschlüsse oft auf gewachsenen Beziehungen beruhen.

Unternehmen sollten zudem die Marktmechanismen der Region genau analysieren. MENA bietet gezielte Investitionsanreize und Wachstumsprogramme für internationale Unternehmen. Wer diese frühzeitig nutzt und seine Strategie entsprechend anpasst, steigert seine Erfolgschancen erheblich. Gleichzeitig ist es entscheidend, kulturelle Unterschiede in Vertragsverhandlungen, Entscheidungsprozessen und im Aufbau von lokalen Teams zu berücksichtigen.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Expansion und eine Investition in der MENA-Region sollte stets auf einer langfristigen Perspektive basieren.