Die Wirtschaft Kuwaits wird von der Erdölindustrie und dem staatlichen Sektor dominiert. Die Erdölreserven werden auf etwa 102 Mrd. Barrel geschätzt, was etwa 7 Prozent der weltweiten Reserven entspricht. Auf die Ölindustrie entfallen mehr als die Hälfte des BIP, 90 Prozent der Staatseinnahmen und 95 Prozent der staatlichen Exporteinkünfte. Die historischen Ersparnisse aus den Ölgewinnen wurden im Laufe der Jahre bei der Kuwait Investment Authority kumuliert (KIA). Die KIA ist für das Management und die Verwaltung des Kuwait General Reserve Fund (GRF) und des Future Generation Fund (FGF) sowie aller anderen Fonds zuständig, die ihr vom Finanzministerium im Namen des Staates Kuwait anvertraut werden. Da Öl die wichtigste natürliche Ressource ist, sind die Ölraffination und die nachgelagerte petrochemische Verarbeitung die dominierenden Industriezweige. Die nicht erdölverarbeitende Industrie und die Landwirtschaft sind begrenzt. Wichtige Industriebereiche bilden beispielsweise die Schaltanlagenfertigung für Umspannwerke sowie Produktionsstätten für Baumaterialien, Möbel und Lebensmittelverpackungen.

Wirtschaftsaussichten infolge ausbleibender Reformen unsicher

Im Jahr 2017 verabschiedete die Regierung einen neuen Entwicklungsplan „Kuwait Vision 2035“, der sich auf Wirtschaftsreformen konzentriert, um den Privatsektor zu stärken und Kuwait zu einem regionalen Handels- und Investitionszentrum zu entwickeln. Zu den Zielen der „Kuwait Vision 2035“ gehören die Verbesserung der Infrastruktur und die Diversifizierung der Wirtschaft weg vom Öl. Im Einklang mit ihrer „Vision 2035“ führten die kuwaitischen Behörden auch Maßnahmen zur Verbesserung der Steuereinnahmen, der Einnahme- und Ausgabeneffizienz durch. Allerdings muss das Parlament noch ein Schuldengesetz verabschieden, das erforderlich ist, damit Kuwait im Falle eines Haushaltsdefizits die internationalen Kapitalmärkte in Anspruch nehmen kann. Im Hinblick auf die oben genannten Säulen der Vision 2035 ist jedoch festzustellen, dass bisher nur begrenzte Fortschritte bei den Reformen im Nicht-Öl-Sektor, die das Wachstum und die Diversifizierung des Privatsektors fördern, zu verzeichnen sind.

Die wiederholten institutionellen Blockaden und Verzögerungen zwischen der Exekutive und Legislative haben in den letzten Jahren zu wiederholten Regierungsumbildungen und Auflösungen des Parlaments geführt, was Investitionen, Projekte und wirtschaftliche Reformen behindert hat. Insgesamt bleiben die beiden größten Herausforderungen die schrittweise Überwindung der exorbitanten Abhängigkeit vom Öl als fast einzige Einnahmequelle und die Beseitigung der institutionellen Blockade, die sowohl die Umsetzung von Strukturreformen als auch die Realisierung der großen vom Land benötigten großen Infrastrukturprojekte behindern. Direkte nachteilige wirtschaftliche Auswirkungen durch die russische Invasion in der Ukraine haben sich für Kuwait bisher aufgrund der begrenzten finanziellen Verflechtungen und der relativ geringen Handelsströme zwischen den beiden Ländern in Grenzen gehalten.

Wirtschaftliche Erholung setzt allmählich ein

Die Weltbank schätzt ein, dass nach einer starken Wirtschaftsleistung von 7,9 Prozent im Jahr 2022, angetrieben von der robusten Ölbranche (13,3 Prozent), das Wirtschaftswachstum 2023 drastisch auf 0,8 Prozent zurückging. Das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich vor allem durch die Vereinbarung der OPEC+ zur Kürzung der Produktionsquoten, durch höhere Zinssätze und globale Unsicherheiten. Der Nicht-Öl-Sektor setzte sein Wachstum 2023 fort, unterstützt durch die Inlands- und Auslandsnachfrage, hohe Ölpreise, hohe Staatsausgaben und die Wiederaufnahme von durch die Pandemie unterbrochenen Projekten. Für 2024 wird erwartet, dass sich der Ölsektor durch die Lockerung der Produktionsquoten und eine höhere Kapazitätsauslastung der Raffinerie Al Zour erholt, was sich auch auf das BIP-Wachstum, das auf 2,6 Prozent geschätzt wird, positiv auswirken wird.