Die Sicherstellung der Ernährung ist zu einem Top-Thema in arabischen Ländern geworden. Mit einer völlig neuen Lebensmittelkategorie hat sich das Münchner Start-Up Greenforce unter die Top Fünf deutschen Marken für rein pflanzliche Lebensmittel emporgearbeitet. Nun plant das Food-Tech Unternehmen, mit einer wasser- und ressourcensparenden Proteinversorgung die Zukunft der arabischen Agrarwirtschaft mitzugestalten.

Der ägyptische Staatspräsident nutzte den Startschuss zur Erweiterung von beeindruckenden Weizensilos in Sadat City für eine Grundsatzrede, die seine Landsleute beruhigen sollte. Riesige Silos wie die in der Provinz Monufiya, so Abdel Fattah al-Sisi, sollten künftig zur Sicherstellung der Ernährung beitragen. Zudem arbeite seine Regierung aktuell daran, die Anbaufläche im Lande für Soja-Bohnen um 250 000 Feddan zu vergrößern – um etwa 105 000 Hektar. Im kommenden Jahr sollen noch einmal 210 000 Hektar dazu kommen.

Rund 100 Milliarden US-Dollar, so kündigte der Präsident an, werde sein Land in den kommenden sieben Jahren aufwenden müssen, um das Land am Nil ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Der enorme Aufwand ist verständlich. Knapp 20 Prozent der Menschen in Ägypten haben nicht ausreichenden Zugang zu nahrhaftem, gesundem Essen. Weil die Brotpreise in die Höhe schossen, hat die Regierung in Kairo den Brotpreis gedeckelt. Zwei Drittel der Bevölkerung erhält subventioniertes Brot.

Auch aus dem Sudan, dem Libanon und aus Irak drängten sich jüngst Nachrichten über eine Versorgungsnot und die Sorge vor Hungeraufständen in die Schlagzeilen.

Die Versorgungslücke mit Grundnahrungsmitteln und vor allem Weizen tat sich jäh nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine auf. Spätestens jetzt wurde vielen arabischen Ländern klar, wie anfällig die Versorgung der Menschen mit ausreichenden, gesunden und preiswerten Lebensmitteln ist. „Food Security“ – die Sicherstellung der Ernährung – ist zu einem strategischen Thema für Regierungen und die Agrarwirtschaft der Länder geworden.

Die unterbrochenen Lieferketten wegen des Krieges in Europa sind jedoch nur ein Grund für die Malaise. Hinzu kommen die immer sichtbarer werdenden Verschlechterungen, die der Klimawandel auch für die Landwirtschaft mit sich bringt: Wasserknappheit, zunehmende Temperaturen und Versteppung ehemals fruchtbarer Regionen.

Hier setzt das bayrische Unternehmen Greenforce an. Gründer und Geschäftsführer Thomas Isermann ist überzeugt, dass Greenforce wegen seiner fachlichen Expertise und des strategischen Know-Hows seines Managements und seiner Partner das Potential habe, zukünftig die pflanzliche Proteinversorgung des Mittleren und Nahen Ostens zu sichern: „Mit einem intelligenten Konzept wird es uns künftig möglich sein, als One Stop Solution vom Anbau bis zum verzehrfertigen Endprodukt zu verarbeiten“, verlautet Isermann.

Die kühne Prognose fußt auf dem Erfolg, den das rasante Food-Tech-Start Up innerhalb kürzester Zeit zu verzeichnen hat. Nur 2,5 Jahre nach seiner Gründung blickt Greenforce auf eine bemerkenswerte Historie zurück. Laut dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Nielsen ist Greenforce das aktuell am schnellsten wachsende pflanzliche Unternehmen in Deutschland.

Mit der langfristigen „Vision, den Planeten zu erhalten“, arbeitet das mittlerweile knapp 100-köpfige Team mit Hochdruck „an den innovativsten, nachhaltigsten und geschmacklich hochwertigsten pflanzlichen Fleischersatzprodukten, die die Welt je verkostet hat“, so Gründer Isermann. „Wir werden die nächsten Generationen nicht alle mit den Proteinen aus Fleisch und Fisch ernähren können, das ist eine einfache mathematische Formel“, prognostiziert Isermann: „Die Zukunft ist pflanzlich!“.

Mit bisher über 40 Millionen Euro eingesammeltem Kapital von namhaften Investoren wie Fußballnationalspieler Thomas Müller, Feinkosthändler Michael Käfer oder Ex-McDonalds Deutschlandchef Holger Beeck, hat das Unternehmen mittlerweile knapp 70 Produkte entwickelt: Fleisch-, Fisch-, Ei- sowie Milchersatz bis hin zu veganen Aufstrichen, Soßen und Backmischungen. Das Besondere: Die Produkte werden in Pulverform zum Anrühren angeboten. Diese sogenannte „Easy-To-Mix“ Kategorie erfordert keine Kühlung, weder entlang der Lieferkette noch während der Lagerung. Für die Zubereitung muss lediglich etwas Wasser oder pflanzliches Öl hinzugegeben werden, bevor die Produkte nach Belieben in der Pfanne, auf dem Grill oder im Ofen zum Verzehr vorbereitet werden. In seiner ursprünglichen Pulverform ist das Produkt knapp zwei Jahre im Vorratsschrank haltbar, was Lebensmittelverschwendung faktisch eliminiert.

Gegenüber der herkömmlichen Nahrungsmittelproduktion und -verarbeitung sieht Thomas Isermann im arabischen Raum erhebliche Vorteile: Bei der Herstellung, der Verarbeitung, bei der Logistik würden durch den Einsatz der Greenforce-Technologie im arabischen Raum „in jeder Hinsicht erhebliche Ressourcen geschont. Und dann haben wir über die Gesundheit noch gar nicht gesprochen.“ Das “nachhaltigste Pflanzenfleisch der Welt“ kommt komplett ohne Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe aus und überzeuge zudem durch die reinsten Inhaltsstoffe.

Gegenwärtig erlebt die arabische Agrarwirtschaft eine tiefgreifende Transformation, um den wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln in der Region zu decken. Experten sind überzeugt, dass der Fokus auf den Anbau pflanzlicher Proteine eine produktive und umweltfreundliche Möglichkeit darstellt, die landwirtschaftliche Produktion zu diversifizieren und die Ernährungssicherheit zu verbessern. Bereits heute profitieren die Länder von der Einführung neuer Technologien wie vertikalem, hydroponischem Landbau, durch den das Wachstum von Pflanzen in geschlossenen Umgebungen ermöglicht wird.

Für den arabischen Raum empfiehlt das Greenforce Technology Team das „Vertical Farming“ als aussichtsreichste Kultivierungsmethode. Dabei werden Pflanzen in geschlossenen Gewächshäusern auf übereinanderliegenden Saatflächen zur Reife gebracht. „Wegen der dortigen Klimaverhältnisse und der begrenzten Verfügbarkeit von anbaufähiger Landfläche ist vertikale Landwirtschaft ganz klar der Innovationssieger der Zukunft. Man benötigt nur einen Bruchteil der Fläche und des Wassers. Zusätzlich kann der Einsatz von Herbiziden reduziert und die Erträge können durch die kontrollierte und nachhaltige Umgebung maximiert werden“, sagt Isermann.

Greenforce besitzt die Ressourcen und die Erfahrung, um dementsprechende Produktionsstätten mit der notwendigen Technologie vor Ort aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Greenforce bietet seinen arabischen Partnern eine Komplettlösung an – vom intelligenten Anbau der Rohstoffe bis zu fertigen Fleischersatzprodukten.

Als pflanzlichen Proteinlieferant und Hauptbestandteil der meisten Produkte seines Sortiments setzt das Unternehmen auf die Gelberbse. Die Hülsenfrucht gilt als eine vielversprechende Wunderpflanze, die auch für die arabische Agrarwirtschaft immer populärer wird. Sie ist reich an pflanzlichem Eiweiß, Ballaststoffen und anderen wichtigen Nährstoffen und weist beim Anbau einen deutlich geringeren Wasserverbrauch als vergleichbare Hülsenfrüchte auf, was sie auch für trockenere Regionen sehr attraktiv macht.

Zudem sind Erbsen als Leguminosen in der Lage, den Boden mit Stickstoff anzureichern, was ihn wiederum fruchtbarer für andere Pflanzenarten machen kann. Insgesamt acht Jahre Forschung liegt der innovativen Verarbeitungstechnik von der frischen Gelberbse bis zum Greenforce-Erbsentexturat zu Grunde. „Mit unserer ausgezeichneten Verarbeitungstechnik haben wir es geschafft, alle essenziellen Aminosäuren, die normalerweise in tierischen Proteinen enthalten sind, zu integrieren. Das macht unser Produkt auch aus gesundheitlicher Sicht zum optimalen pflanzlichen Proteinlieferanten.“, so Isermann.

Gemeinsam mit der BayWa AG, einem der weltweit führenden Agrarrohstoffhändler, arbeitet Greenforce derzeit an seinem nächsten großen Ziel: From Field to Fork. Der eigene Erbsenanbau startet noch dieses Jahr in die erste Phase, in der über 150 Hektar bayerisches Land im Frühjahr mit Erbsensaatgut bepflanzt werden. Dadurch wird nicht nur der regionale Anbau pflanzlicher Proteine gefördert, sondern auch die Basis für die zukünftige Herstellung energieeffizienter, qualitativ hochwertiger und kostengünstiger Erbsentexturate geschaffen. Mit der großflächigen Anwendung will Greenforce „die Proteinversorgung der nächsten Generationen sichern“. Zudem soll so durch die Schaffung einer unabhängigen Wertschöpfungskette schon jetzt zukünftigen globalen Rohstoff- und Versorgungsengpässen entgegengearbeitet werden.

Ab 2024 ist der Anbau einer exklusiven Greenforce-Erbse geplant, dessen Saatgut sich durch einen noch höheren Proteingehalt auszeichnet und es dem Foodtech Start-Up ermöglichen soll, seine Produktion noch effizienter, regionaler und nachhaltiger zu gestalten. Durch die vertikale Integration vom Saatgut bis zum fertigen Produkt will Greenforce neue Maßstäbe in der Foodtech Branche setzen und in Zusammenarbeit mit seinen externen Partnern regionale Arbeitsplätze fördern.

Auch im arabischen Raum.