Mit großer Resonanz und im Zeichen partnerschaftlicher Zusammenarbeit organisierte die Ghorfa das 28. Arabisch-Deutsche Wirtschaftsforum in Berlin vom 19. bis 21. Mai 2025. Unter der Beteiligung von mehr als 400 Entscheidungsträgern, Experten, Unternehmern und Interessierten der arabisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen verzeichnete das Forum eine hochrangige offizielle Teilnahme von beiden Seiten. Teilgenommen haben unter anderem Frau Katharina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, sowie Herr Hassan El Khatib, Minister für Investitionen und Außenhandel der Arabischen Republik Ägypten, dem diesjährigen Partnerland des Forums, neben zahlreichen Vertretern offizieller Stellen, arabischen Botschaftern in Deutschland sowie Verbänden der arabischen und deutschen Handelskammern.

In der Eröffnungssitzung begrüßte Generalsekretär Abdulaziz Al-Mikhlafi die Teilnehmenden und dankte sowohl Minister Hassan El Khatib als auch Ministerin Katharina Reiche für ihre Teilnahme und große Unterstützung. Generalsekretär Al-Mikhlafi betonte, dass das Forum erneut ein außergewöhnliches Ereignis in jeder Hinsicht sei. Es zählte über 400 Teilnehmer, 80 namhafte Redner, 8 Diskussionspanels und 7 Roundtables – was belegt, dass die Arabisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer ihre Führungsrolle als erste Plattform zur Förderung des Dialogs und zur Vertiefung der Beziehungen innerhalb der arabisch-deutschen Wirtschaftsgemeinschaft behauptet.

Er wies darauf hin, dass das Programm des diesjährigen Forums umfassend und zukunftsorientiert sei und das gemeinsame Engagement für Innovation, Nachhaltigkeit und strategische Partnerschaft widerspiegele. Die arabisch-deutsche Wirtschaftspartnerschaft bleibe weiterhin stark und erfolgreich. Das Handelsvolumen zwischen beiden Seiten erreichte im Jahr 2024 rund 57,6 Milliarden Euro – ein deutliches Zeichen für die Resilienz und Nachhaltigkeit dieser Beziehung trotz globaler Herausforderungen.

Olaf Hoffmann, Präsident der Ghorfa, begrüßte alle Teilnehmenden und Redner und betonte die Bedeutung der Perspektive von Ministerin Katharina Reiche, die darauf hinwies, dass „wir selbst die Initiative ergreifen müssen, in einer regelbasierten Weltordnung“. Er verwies auf die Präsenz von Minister El Khatib als Symbol für eine aktive Partnerschaft zwischen Deutschland und der arabischen Welt im Allgemeinen und zwischen Deutschland und Ägypten im Besonderen. Er äußerte die Erwartung, dass Ägypten bis 2040 Teil des europäischen Wirtschaftsraums werden könne. Er fügte hinzu: „Die arabisch-deutsche Partnerschaft ist felsenfest“, und verwies auf Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Digitalisierung und Infrastruktur sowohl in den arabischen Golfstaaten als auch in Nordafrika.

Herr Hoffmann machte ebenso deutlich, dass wirtschaftliche Zusammenarbeit zunehmend geopolitische Dimensionen habe. Umso wichtiger sei es, vertrauensvolle und belastbare Partnerschaften zu pflegen, die auf gemeinsamen Werten, aber auch auf praktischen Erfolgen beruhen. Die arabisch-deutsche Wirtschaftsbeziehung biete dabei eine echte Win-win-Situation: Sie stärke wirtschaftliche Resilienz auf beiden Seiten und trage dazu bei, in einer sich wandelnden Weltordnung gemeinsame Handlungsspielräume zu sichern. Gerade in herausfordernden Zeiten seien solche Partnerschaften ein stabilisierender Anker.

Er betonte in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung von Unternehmen, die in beiden Regionen aktiv Verantwortung übernehmen, konkrete Projekte umsetzen und so nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch gesellschaftlichen Nutzen stiften. Nachhaltiges Wachstum und technologische Zusammenarbeit seien entscheidend, um die großen Transformationen unserer Zeit gemeinsam zu gestalten.

 

Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche betonte die besondere Bedeutung des Forums. Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und der arabischen Welt sei in vergangenen Jahren stetig gewachsen – bei über 450 Millionen Einwohnern in der Region. Sie stellte fest, dass die Region zu den vielfältigsten Wirtschaftsregionen der Welt gehöre, gleichzeitig aber auch vor großen Herausforderungen stehe – was enorme Chancen eröffne. Sie verwies auf das Gespräch mit Minister El Khatib über Ägyptens Entwicklungsplan, der sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit vollziehe. Die Chancen in Ägypten beschränkten sich nicht nur auf den lokalen Markt, sondern böten großes Potenzial in allen Sektoren – zum Vorteil für Deutschland als auch für Europa. Ägypten habe große Infrastrukturprojekte wie drei Eisenbahnlinien in Zusammenarbeit mit Siemens gestartet, daneben Projekte in den Bereichen Solar, Wind, sowie Wasserstoff, und befinde sich auf dem Weg, ein weltweiter Exporteur grüner Energie zu werden. Hinzu komme eine junge, qualifizierte Arbeitskraft.

Ministerin Reiche unterstrich außerdem, dass das Forum Ausdruck einer erfolgreichen wirtschaftlichen Zusammenarbeit sei. Die Region zeichne sich durch wirtschaftliche Dynamik aus, mit großen Konzernen, innovativen Start-ups und starken mittelständischen Unternehmen. Ihr neues Ministerium werde diese Entwicklungen unterstützen. Die vergangenen Monate hätten ohnehin gezeigt, dass wirtschaftliche Diversifizierung notwendig sei, um langfristige Resilienz aufzubauen.

Sie formulierte hierzu vier Schwerpunkte für die Zusammenarbeit mit der arabischen Welt: Erstens, die Unterstützung der EU-Kommission bei der Aufnahme von Gesprächen mit Ägypten, zweitens, den Beginn eines Dialogs mit den Vereinigten Arabischen Emiraten über Freihandelsabkommen, drittens, die Unterstützung des Golf-Kooperationsrates und viertens, die maximale Nutzung bestehender Energiepartnerschaften. Diese seien eine strategische Säule für die künftige Zusammenarbeit. Sie rief außerdem dazu auf, eine europäisch-nahöstliche Plattform für Dialog und Zusammenarbeit aufzubauen, mit einem besonderen Fokus auf die zunehmende geopolitische Bedeutung dieser Beziehungen. Abschließend betonte sie, dass die gut ausgebildete Jugend der arabischen Welt einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung sowohl der Region als auch Europas leisten könne.

 

Herr El Khatib, Minister für Investitionen und Außenhandel der Arabischen Republik Ägypten, erklärte, dass dies sein vierter Austausch mit der deutschen Seite seit seinem Amtsantritt sei und dass das Forum die höchste Form der Interaktion mit einem europäischen Land darstelle. Er sprach von großem Respekt für Deutschland und seine Rolle in der Region. Er erläuterte außerdem, dass Ägypten verlässliche Partner suche – in einer Welt, in der Globalisierung stagniere und nationale Entscheidungen das internationale System prägten, insbesondere vor dem Hintergrund von COVID-19, des Ukrainekriegs und der Lage in Gaza.

Seit 2014 habe Ägypten jedoch entschieden, eine wettbewerbsfähige globale Wirtschaft aufzubauen, unter anderem durch die Ausweitung bewohnbarer Flächen von sechs auf zwölf Prozent sowie durch die Stärkung des Privatsektors. Voraussetzung für Erfolg seien Effizienz und Geschwindigkeit.

Heute biete Ägypten ein wettbewerbsfähiges Geschäftsumfeld, mit günstigen Lohnkosten, einem strategischen Standort, hochqualifizierten Ingenieuren und sogar lokaler Chipdesign-Kompetenz – ideale Bedingungen für jedes Unternehmen, das Wettbewerbsfähigkeit und Offenheit suche.

Der Minister unterstrich, dass die Chancen zwischen Deutschland und Ägypten keine theoretischen, sondern reale und erreichbare seien – insbesondere in den Bereichen Tourismus (mit dem Ziel, die Anzahl der Hotelbetten zu verdoppeln), Gesundheitswesen (Potenzial für Kooperation und Wissensaustausch) und erneuerbare Energien (65 Gigawatt bis 2040, davon 90 % aus erneuerbaren Quellen). Grüner Wasserstoff sei ein zentrales Element dieser Zusammenarbeit.

 

Teil der Eröffnungssitzung war zudem Herr Dr. Mustafa Adib, Doyen des arabischen diplomatischen Korps in Deutschland und Botschafter der Republik Libanon. Er dankte der Ghorfa für ihre intensiven Bemühungen zur Förderung der arabisch-deutschen Wirtschaftspartnerschaft. Trotz zahlreicher Herausforderungen zeigten die arabischen Länder große Flexibilität und Innovationskraft.

Botschafter Adib hob drei zentrale Kooperationsfelder hervor: Klima- und Wassersicherheit, Digitalisierung und Gesundheit. Deutschland könne im Bereich Wasserbewirtschaftung als Vorbild dienen, insbesondere bei Effizienzprojekten. Die Digitalisierung eröffne zudem weite Möglichkeiten; derzeit studierten etwa 70.000 arabische Studierende an deutschen Universitäten – ein Ausdruck starker Bildungs- und Technologiebindungen. Im Gesundheitssektor erweiterten sich die Partnerschaften kontinuierlich – ein Feld mit wachsender Bedeutung. Er betonte die Notwendigkeit gegenseitiger Einbindung für eine gemeinsame Zukunft – in einer zunehmend unbeständigen Welt voller Konflikte, Krisen und Hungersnöte. Kooperation, Dialog, Gerechtigkeit und Wohlstand seien der einzige Weg nach vorn.

Dr. Volker Treier, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter Außenwirtschaft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), lobte das Organisationsteam der Ghorfa und bezeichnete das Forum als Grundpfeiler des arabisch-deutschen Dialogs. Er stellte den DIHK als Dachverband von 79 deutschen IHKs mit 3,8 Millionen Mitgliedsunternehmen vor und betonte die globale Vernetzung in 93 Ländern mit 150 Auslandsbüros.

Das Forum diene der Wiederbelebung von Beziehungen und der Entwicklung gemeinsamer Perspektiven. Wirtschaftliche Beziehungen seien nicht nur geschäftlicher, sondern auch persönlicher Natur. Dr. Treier würdigte die Ausführungen von Minister El Khatib als besonders richtungsweisend – gerade in einer Zeit globaler Unsicherheit, in der verlässliche Partnerschaften wichtiger seien denn je. Laut aktueller Umfragen erwarteten 19 % der deutschen Unternehmen im Ausland eine Verbesserung der Lage – als Ausnahme diene jedoch die arabische Welt, wo sie weiter expandieren wollten.

Er verwies auch auf die ambitionierten „Vision 2030“-Strategien der arabischen Länder und das wachsende Interesse deutscher Unternehmen, sich daran zu beteiligen. Die erste deutsche Auslandshandelskammer im arabischen Raum wurde bereits 1951 in Ägypten gegründet. Er betonte die Bedeutung der laufenden Freihandelsverhandlungen zwischen der EU und den VAE und rief dazu auf, gemeinsam die Zukunft der arabisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen zu gestalten.

 

Das Forum umfasste insgesamt acht thematische Panels, unter anderem zu Ägypten als strategischem Partner, zu nachhaltigen Smart Cities, zu industrieller Diversifizierung und Innovation, zu Saudi-Arabien als wirtschaftlicher Treiber, zur Logistik und Luftfahrt, zur Zusammenarbeit im Bereich Ernährungssicherheit und Gesundheitstechnologien, zu Wasserstoff und nachhaltiger Energie sowie zu einem hochrangigen Dialog zwischen arabischen und deutschen Botschaftern unter dem Titel „Brücken zwischen Gesellschaften“.

Das Forum umfasste auch sieben Roundtables für den Dialog und die direkte Diskussion zwischen der arabischen und der deutschen Seite, einschließlich der Zusammenarbeit mit Tunesien, Syrien, Sudan und dem Sultanat Oman, zusätzlich zu einer Sitzung über Investitionen in den Sport als Strategie für die wirtschaftliche Entwicklung und Investitionsförderung sowie eine Sitzung zur Förderung der arabisch-deutschen Partnerschaft im Bereich des Unternehmertums sowie eine Sitzung zur arabisch-deutschen Zusammenarbeit im Bereich der Bildung als strategische Chance für die Unternehmensgründung. Die Arbeit des Forums umfasste auch ein bilaterales Treffen von Herrn Hassan El Khatib, Minister für Investitionen und Außenhandel in der Arabischen Republik Ägypten, und Frau Katharina Reiche, Ministerin für Wirtschaft und Energie, mit den Leitern arabischer Delegationen und einer Gruppe von Direktoren deutscher Unternehmen. Die Ghorfa richtete zudem einen festlichen Empfang sowie ein gemeinsames Abendessen im Rahmen des Forums aus.