Am 15. Oktober 2025 veranstalteten die Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry, Siemens Energy und die Abu Dhabi Chamber of Commerce and Industry gemeinsam das 14. Arab-German Energy Forum im Abu Dhabi Global Market (ADGM). Rund 120 hochrangige Entscheidungsträger, Branchenführer und Energieexpertinnen und -experten kamen zusammen, um die Zukunft der Energiewende, Nachhaltigkeit und die strategische arabisch-deutsche Zusammenarbeit zu diskutieren.

Das Forum wurde mit Begrüßungsworten von Salem Al Darei, CEO der ADGM Authority, eröffnet, der Abu Dhabis Aufstieg zu einem globalen Zentrum für nachhaltige Finanzierungen und Innovationen im Bereich sauberer Energien hervorhob. Er betonte die Fähigkeit der Stadt, Investitionen anzuziehen und Initiativen zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen zu fördern. Alexander Schönfelder, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in den Vereinigten Arabischen Emiraten, bekräftigte Deutschlands Engagement für eine vertiefte Energie- und Wirtschaftszusammenarbeit mit der arabischen Welt. Er unterstrich die strategische Bedeutung des bilateralen Handels, der im Jahr 2024 über 60 Milliarden Euro erreichte, und verwies auf die wachsende Plattform gemeinsamen Wachstums, Innovation und nachhaltiger Investitionen.

Abdulaziz Al-Mikhlafi, Generalsekretär der Ghorfa, hob die Rolle der Kammer hervor, Dialoge in konkrete Projekte zu überführen und strategische arabisch-deutsche Kooperation zu fördern. Er betonte die Führungsrolle der Vereinigten Arabischen Emirate bei der Diversifizierung ihres Energiemixes, beim Ausbau sauberer Energie und bei der Förderung von Innovation. Zudem verwies er darauf, dass 20.000 bis 25.000 arabische und deutsche Unternehmen in engen Geschäftsbeziehungen stehen – ein Beispiel dafür sei die Übernahme von Covestro durch ADNOC. Al-Mikhlafi würdigte Siemens Energy als langjährigen strategischen Partner und bezeichnete das jüngst unterzeichnete Memorandum of Understanding mit der Abu Dhabi Chamber als Meilenstein zur Stärkung der institutionellen Beziehungen.

Masood Almasaood, Schatzmeister der Abu Dhabi Chamber, betonte das Engagement der Ghorfa, den arabisch-deutschen Wirtschaftsaustausch weiter auszubauen und gemeinsame Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, saubere Technologien und resiliente Infrastruktur zu fördern. Er unterstrich, dass die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor der Schlüssel zu nachhaltiger wirtschaftlicher und ökologischer Entwicklung sei.

Im Mittelpunkt des Forums standen vier thematische Panels, die die drängendsten Fragen der globalen Energiewende behandelten.

Das erste Panel mit dem Titel „Energy Security & Strategic Alliances in a Fragmented World“ widmete sich der Bedeutung strategischer Partnerschaften und Innovationen für stabile und nachhaltige Energiesysteme in einem sich rasch wandelnden globalen Umfeld. Unter der Moderation von Eithne Treanor, Gründerin und CEO von Etreanor Media, diskutierten Anas Aljuadi (CEO, Mannesmann Energy LLC), Omar Al-Busaidy (President, Future Pipe Industries), Dr. Tingyi Wang (Research Fellow, Anwar Gargash Diplomatic Academy) und Sarwat Nassar (Head of Business & Product Support MENA, Wilo Middle East FZE). Die Diskussion verdeutlichte, dass Innovation und Technologie zentrale Hebel für Energie- und Wassersicherheit sind, insbesondere in einer Region, in der Ressourcen eng miteinander verbunden und häufig knapp sind. Al-Busaidy hob hervor, dass integrierte Strategien zur Verbindung von Energie- und Wasserwirtschaft sowie die Förderung lokaler Produktion und Talente entscheidend für klimaresiliente Infrastrukturen seien. Aljuadi betonte die Notwendigkeit, traditionelle Öl- und Gasquellen mit erneuerbaren Energien auszubalancieren, und verwies auf die Bedeutung strategischer Allianzen, wie etwa der Partnerschaft zwischen Mannesmann und ADNOC. Dr. Wang unterstrich die Wichtigkeit regionaler Kooperationen im Wissensaustausch und in der Klimapolitik, während Sarwat Nassar die Rolle lokaler Fertigung und Talententwicklung für nachhaltige Industrien hervorhob. Das Panel kam zu dem Schluss, dass eine stärkere arabisch-deutsche Zusammenarbeit in Innovation und Investitionen die Region zu einem globalen Vorreiter nachhaltiger Infrastruktur machen kann – gestützt auf Public-Private-Partnerships, moderne Pipelinesysteme und Dekarbonisierungstechnologien.

Das zweite Panel, „Hydrogen Corridors: From MENA to Europe – Building the Next Green Supply Routes“, beleuchtete die wachsenden Chancen für grüne Wasserstoffexporte von der MENA-Region nach Europa. Unter der Moderation von Alina Mezentseva, Head of Media Relations bei Siemens Energy MEA, diskutierten Manuel Kuehn (VP Sustainable Energy Systems, Siemens Energy), Uwe Zwiefelhofer (Managing Director & Head of MENA, Linde Engineering Middle East LLC), Mohamed Abdellahi Yaha (CEO, Maurilog) und Yasser Al Yassin (Vice President, Global Projects & Industry Solutions MEA, DSV Global Transport and Logistics). Die Panelisten diskutierten Herausforderungen und Chancen entlang der gesamten Wasserstoffwertschöpfungskette. Kuehn wies darauf hin, dass politische Klarheit und frühe Marktsignale entscheidend seien, um Investitionen zu beschleunigen und eine frühe Nachfrage zu sichern. Zwiefelhofer betonte, dass technologische Reife, insbesondere im GCC, von zentraler Bedeutung sei und verbleibende Produktionslücken geschlossen werden müssten, um Exporte zu skalieren. Yaha hob hervor, dass Absichtserklärungen in bankfähige Projekte überführt und Zertifizierungsstandards für EU-Exporte eingehalten werden müssten, um lokale Wertschöpfung und Beschäftigung zu fördern. Al Yassin unterstrich die Notwendigkeit strategischer Infrastrukturinvestitionen und identifizierte Schlüsselhäfen, die sich zu Knotenpunkten für saubere Energie entwickeln könnten. Das Panel betonte, dass koordinierte Investitionen, robuste Zertifizierungen und regionale Zusammenarbeit entscheidend sind, um von Ambition zu Umsetzung zu gelangen.

Im Anschluss unterstrich Khalid bin Hadi, Managing Director von Siemens Energy UAE, die strategische Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate innerhalb der arabisch-deutschen Kooperation. Mit einem bilateralen Handelsvolumen von 14 Milliarden Euro seien die VAE Deutschlands wichtigster Handelspartner in der Region. Über 10.000 deutsche Unternehmen seien in der arabischen Welt aktiv – von Energie und Infrastruktur bis hin zu Gesundheit und Technologie.

Das dritte Panel, „AI-Driven Energy Systems: Accelerating Optimization, Forecasting & Resilience“, befasste sich mit dem Potenzial Künstlicher Intelligenz zur Transformation von Energieproduktion, -verteilung und -verbrauch. Unter der Leitung von Eithne Treanor nahmen Dietmar Siersdorfer (CEO Middle East & Africa, Siemens Energy), Prof. Martin Takac (Deputy Chair, Machine Learning Department, MBZUAI) und Mousa Saai (Director of Industrial Data Solutions, ASM Process Automation – IBA Gulf) teil. Die Panelisten betonten, dass KI ein entscheidender Treiber für Effizienz, Prognosefähigkeit und Ausfallsicherheit sei. Siersdorfer hob die Bedeutung arabisch-deutscher Wissenskooperation und die Rolle lokaler Fachkräfte bei nachhaltigen KI-Anwendungen hervor, während Prof. Takac zeigte, wie KI spezifische Energieherausforderungen des GCC – etwa Spitzenlastmanagement und die Integration erneuerbarer Energien – adressieren kann. Saai erläuterte die technischen Grundlagen KI-gestützter Systeme, darunter hochauflösende Datenerfassung und digitale Zwillinge, die Echtzeitoptimierung und autonome Prozesse ermöglichen. Das Panel kam zu dem Schluss, dass die Kombination aus KI, Talententwicklung und sektorübergreifender Zusammenarbeit die arabische Welt und Deutschland in die Lage versetzt, eine führende Rolle in der Energieinnovation einzunehmen.

Das vierte Panel, „Energy Infrastructure for the Net Zero Age: Retrofitting, Resilience & Regional Interconnectivity“, widmete sich der Modernisierung bestehender Energiesysteme für das Zeitalter der Netto-Null-Emissionen. Unter der Moderation von Dr. Philipp Stompfe, Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied der Ghorfa, diskutierten Dr. Martino Celeghini (CEO, CESCO EPC GmbH), Jan IJspeert (CEO, BAE Batterien GmbH) und Rami Migally (Head of Corporate Development, Dorsch Global) über Themen wie Kohlenstoffabscheidung, Netzmodernisierung und intelligente Technologien. Die Diskussion hob hervor, dass wahre Netzresilienz nur durch bewährte, nachhaltige Technologien erreicht werden kann, und betonte die Notwendigkeit regionaler Vernetzung und innovativen Designs, die an Wüstenbedingungen angepasst sind.

Den Abschluss bildete ein Gespräch zwischen Eithne Treanor und Dietmar Siersdorfer, in dem zentrale Erkenntnisse des Forums zusammengefasst wurden – von Energiesicherheit über Wasserstoffkorridore bis hin zu KI-gestützten Systemen und resilienter Infrastruktur. Siersdorfer betonte das enorme Potenzial der arabischen Welt, die globale Energiewende voranzutreiben, und hob hervor, dass die spannendste Phase noch bevorstehe. Er unterstrich die Stärke der arabisch-deutschen Partnerschaft, die auf strategischer Zusammenarbeit, Innovation und Wissensaustausch beruht.

Das Forum schloss mit den Worten von Ali Al Marzooqi, Generaldirektor der Abu Dhabi Chamber of Commerce and Industry, der die gemeinsame Vision und das Engagement arabischer und deutscher Akteure lobte. Er betonte, dass eine grünere und sicherere Energiezukunft nur durch fortgesetzten Dialog, Investitionen in Innovation und enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Wirtschaft und Wissenschaft erreicht werden könne.

Das 14. Arab-German Energy Forum zeigte eindrucksvoll, dass die gewonnenen Erkenntnisse – von Energiesicherheit über Wasserstoffkorridore bis hin zu KI und Infrastrukturmodernisierung – einen praxisnahen Fahrplan für konkrete Fortschritte in der arabisch-deutschen Energiepartnerschaft bilden. Mit der aktiven Teilnahme von 150 Entscheidungsträgern wurde deutlich: Zusammenarbeit, Innovation und politische Abstimmung sind die Grundlage für eine widerstandsfähige, nachhaltige und zukunftsorientierte Energiezukunft.