Saudi-Arabien hat seinen ehrgeizigen Weg der wirtschaftlichen Diversifizierung, der Reformen und des Wachstums fortgesetzt, um seine „Vision 2030″ zu verwirklichen. Sie zielt darauf ab, Saudi-Arabien zu einem globalen Investitionsstandort zu machen. Deutsche Investoren sind herzlich eingeladen, die dynamische Entwicklung mitzugestalten.

Der positive Trend wird durch die soliden Fundamentaldaten der saudischen Wirtschaft untermauert. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen in den letzten drei Jahren war Saudi-Arabien im vergangenen Jahr die am schnellsten wachsende G20-Wirtschaft. Der IWF geht davon aus, dass das saudische BIP im Jahr 2023 um 3,1 Prozent wachsen wird, was mehr als doppelt so hoch ist wie die für fortgeschrittene Volkswirtschaften erwartete durchschnittliche Wachstumsrate. Gleichzeitig hat sich Saudi-Arabien zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts zu den 15 größten Volkswirtschaften der Welt zu gehören. Es wurden bereits beträchtliche Fortschritte erzielt: Das saudische BIP stieg von 645 Milliarden US-Dollar im Jahr 2016 auf eine Billion US-Dollar im Jahr 2022.

Saudi-Arabien ist sich bewusst, dass ausländische Direktinvestitionen (FDI) eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Vision 2030 spielen werden. Aus diesem Grund hat die Regierung die Schlüsselelemente der 2021 eingeführten nationalen Investitionsstrategie umgesetzt, die bis 2030 Investitionen in Höhe von 3,1 Billionen Euro vorsieht. Aus diesem Grund haben wir auch über 750 Veränderungen des Rechtsrahmens vorgenommen, die das allgemeine Geschäfts- und Investitionsumfeld verbessern.

In den letzten Monaten hat die Regierung diesen Ansatz deutlich beschleunigt, indem sie eine Reihe neuer Initiativen ins Leben gerufen hat. Sie zielen darauf ab, die komparativen Vorteile Saudi-Arabiens in Schlüsselbereichen voll auszuschöpfen. Insbesondere die „Global Supply Chain Resilience Initiative“ soll das Königreich als globales Logistikzentrum positionieren; sie wird mit 2,3 Milliarden Euro an Anreizen unterstützt. Sie bietet Investoren ein starkes Wertversprechen, einschließlich einer strategischen Lage, die einen einfachen Zugang zu Ländern und ganzen Regionen ermöglicht, sowie eine robuste Logistikinfrastruktur. Die Initiative zielt darauf ab, in den ersten zwei Jahren ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 10,8 Milliarden US-Dollar anzuziehen.

Im April ging Saudi-Arabien noch einen Schritt weiter und kündigte die Einrichtung von vier neuen Sonderwirtschaftszonen in bestimmten Regionen des Landes an. Jede Zone konzentriert sich auf bestimmte Wachstumsbranchen, in denen Saudi-Arabien eine führende Rolle anstrebt – darunter Bergbau, Seeverkehr, Cloud Computing und Elektrofahrzeuge. Unternehmen, die sich in diesen Zonen niederlassen, profitieren von Maßnahmen wie Null Prozent Körperschaftssteuer für 20 Jahre, Null Prozent Zollgebühren und einer speziellen Infrastruktur.

Zusätzlich zu diesen Initiativen baut Saudi-Arabien seine Infrastruktur erheblich aus. Dazu gehören die digitale Infrastruktur, der Bau von Industriehäfen, Hochgeschwindigkeitszügen, der größte Passagierflughafen der Welt in Riad und logistische Einrichtungen, die Investitionsmöglichkeiten in Saudi-Arabien im Wert von rund 260 Milliarden US-Dollar bieten, unterstützt durch ein spezielles nationales Programm für industrielle Entwicklung und Logistik.

Tourismus soll blühen

Bei der Vision 2030 geht es ebenso sehr um den sozialen und kulturellen Wandel Saudi-Arabiens wie um die Wirtschaft. Jeden Tag werden neue Unterhaltungs-, Kultur- und Sportattraktionen angekündigt, um auf der reichen Geschichte und Kultur des Königreichs aufzubauen und bis 2030 Investitionen in Höhe von 667 Millionen US-Dollar in den Tourismus anzuziehen. In engem Zusammenhang damit steht der Start von Riyadh Air, einer neuen nationalen Fluggesellschaft, die das saudische Luftverkehrssystem lokal und global ausbauen und Saudi-Arabien mit über 100 Zielen weltweit verbinden soll.

All diese Reformen zielen darauf ab, das weltweit günstigste Umfeld für ausländische Direktinvestitionen zu schaffen, und sie bieten echte Chancen für deutsch-saudische Zusammenarbeit und Investitionen. In der Tat gibt es mehrere Bereiche, in denen sich die saudische und die deutsche Wirtschaft gegenseitig ergänzen.

Dazu gehören Energie und Nachhaltigkeit, wo Saudi-Arabien beträchtliches Kapital einsetzt und anzieht, um ein globales Zentrum für saubere Energie zu werden. Das Königreich strebt bis zum Jahr 2060 eine Netto-Null-Energieversorgung an, Saudi Aramco entwickelt das weltweit größte Projekt für kohlenstoffarmes (sauberes) Ammoniak und bei NEOM wird die weltweit größte Anlage für grünen Wasserstoff entwickelt. Deutsche Investoren sind in einer idealen Position, um die Energiewende in beiden Ländern zu beschleunigen.

Auch im Bereich der Chemikalien, die den Grundstein für die Pharma-, Automobil- und Verarbeitungsindustrie sowie für viele andere Branchen bilden, gibt es viel Raum für Zusammenarbeit und Investitionen. Schon heute ist die chemische Industrie der drittgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland und der zweitgrößte in Saudi-Arabien, gemessen am Umsatz.

Start-ups boomen

Auch bei der Förderung von Start-ups und „Einhörnern“ – also Start-Ups in Milliardengröße verfolgen Saudi-Arabien und Deutschland ähnliche Ansätze. Das VC-Fundraising im Königreich hat im vergangenen Jahr neue Rekorde aufgestellt: Es wuchs um 72 Prozent und machte mehr als ein Drittel des Gesamtvolumens in der MENA-Region aus – und das in einer Zeit, in der das weltweite VC-Fundraising stark rückläufig war. Angesichts der Reformen des saudi-arabischen Finanzsektors, einschließlich der Einführung des Open Banking, das die Expansion digitaler Banken erleichtern wird, besteht auch im Bereich FinTech ein außergewöhnliches Wachstumspotenzial.

Dies sind nur einige der Möglichkeiten, wie deutsche Investoren und Investoren auf der ganzen Welt von den enormen Reformen und der Transformation, die in Saudi-Arabien stattfindet, profitieren können. Diese Möglichkeiten werden mit der Umsetzung der Vision 2030 in den kommenden Jahren noch zunehmen.

Saudi-Arabien und Deutschland sind seit langem Partner, und deutsche Unternehmen spielen seit Jahrzehnten eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung neuer Technologien und Industrien im Königreich. Als König Saud das erste Telefongespräch in der Geschichte Saudi-Arabiens führte, war es Siemens-Technologie, die dies ermöglichte. Und dieser Innovationsgeist ist auch heute noch ungebrochen – letztes Jahr haben wir eine Partnerschaft mit Siemens angekündigt, um KI-Lösungen für den Energiesektor des Königreichs zu entwickeln.

Mit Blick auf die nächste Phase unserer Entwicklung und auf diejenigen, die das Fachwissen, die Erfahrung und die Innovation einbringen können, die unsere Ambitionen erfordern, bin ich zuversichtlich, dass deutsche Unternehmen als unsere vertrauenswürdigen Partner erneut an der Spitze dieser Bemühungen stehen werden.

Von:
Rakan Al-Gaarawi
ist Leiter des Internationalen Büro – Deutschland im Ministerium für Investitionen von Saudi-Arabien. Er ist deutschsprachig und zu seinen regionalen Schwerpunkten gehört Zentral- und Ost- Europa. Zuvor hatte er unterschiedliche Positionen bei Daimler und Rheinmetall Defence inne. Studiert hat Al-Gaarawi unter anderem an der Freien Universität Berlin und International Business an der SIU in London.