In ihrem am 12.06.2023 der omanischen Regierung vorgestellten Bericht „Renewable Hydrogen from Oman: A Producer Economy in Transition“ stellt die International Energy Agency (IEA) fest, dass Omans hochwertige erneuerbare Energieressourcen und riesige verfügbare Flächen gute Voraussetzungen für die Produktion großer Mengen emissionsarmen Wasserstoffs bieten würden. Die Produktion von grünem Wasserstoff stelle eine noch junge Industrie dar, die Investitionen anziehen kann, um die Exporteinnahmen des Landes zu diversifizieren und zu steigern und gleichzeitig den Erdgasverbrauch und die Emissionen zu senken. Es ist der erste IEA-Bericht dieser Art, der das Potenzial für erneuerbaren Wasserstoff in einem Land analysiert, das fossile Brennstoffe produziert. Die Analyse stützt sich auf die laufende technische Zusammenarbeit der IEA mit Oman zur Unterstützung des Übergangs des Landes zu sauberer Energie.

Öl und Gas machen heute rund 60 % der Exporteinnahmen Omans aus, und das inländische Erdgas deckt über 95 % der Stromerzeugung des Landes. Oman ist ein Öl- und Gasproduzent, der seine Energiezukunft mit einer klaren langfristigen Vision und starken Netto-Null-Ambitionen verfolgt. Dank seines enormen Potenzials für kostengünstige Solar- und Windenergie wird erneuerbarer Wasserstoff dem Oman viele Vorteile bringen. Im Jahr 2022 verkündete Oman das Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, und begann mit der Reduzierung des Einsatzes fossiler Brennstoffe in seinem heimischen Energiemix. Nach einer IEA-Analyse der aktuellen globalen Projektpipeline ist Oman auf dem besten Weg, bis 2030 der sechstgrößte Exporteur von Wasserstoff weltweit und der größte im Nahen Osten zu werden. Oman will bis 2030 mindestens 1 Mio. t/Jahr erneuerbaren Wasserstoff produzieren, bis 2040 bis zu 3,75 Mio. t/Jahr und bis 2050 bis zu 8,5 Mio. t/Jahr, was mehr wäre als der gesamte Wasserstoffbedarf in Europa heute. Das Wasserstoffziel für 2040 würde 80 % der derzeitigen LNG-Exporte Omans in Energieäquivalenten entsprechen, während das Ziel für 2050 fast eine Verdoppelung bedeuten würde.

Bisher hat das Land zwei Blöcke in Duqm und vier weitere Blöcke in Salalah für die Entwicklung von Projekten für grünen Wasserstoff vorgesehen. Nach Angaben der IEA sind bis 2030 etwa 1 500 km² Land für die Projektentwicklung vorgesehen, und es wurden bis zu vierzig Mal mehr Landflächen für die potenzielle Wasserstoffproduktion identifiziert. Ferner plant Omans Public Establishment for Industrial Estates, besser bekannt als Madayn, gemeinsam mit dem US-Unternehmen H2-Industries die Errichtung einer Abfall-Wasserstoff-Anlage mit einem Investitionsvolumen von 1,4 Mrd. US-Dollar in dem Golfstaat. Im Jahr 2022 gründete die Regierung eine unabhängige Einrichtung, Hydrogen Oman (HYDROM), die die Wasserstoffstrategie des Landes leiten und verwalten soll.

Omans Exporte von erneuerbarem Wasserstoff werden wahrscheinlich zunächst in Form von Ammoniak transportiert werden, so der IEA-Bericht. Zwar exportiert Oman bereits rund 200 000 t Ammoniak pro Jahr, doch müsste seine Ammoniak-Exportkapazität bis 2030 um das 20- bis 30-fache erhöht werden, wenn das Land in diesem Zeitraum zu einem bedeutenden internationalen Wasserstofflieferanten werden will, was erhebliche und rechtzeitige Investitionen erfordert, insbesondere für Lagertanks und spezielle Tiefwasseranlegestellen. Zur Steigerung der Produktion von erneuerbarem Wasserstoff in Oman bis 2030 auf 1 Mio. t wären kumulative Investitionen von rund 33 Mrd. US-Dollar erforderlich. Weitere 4 Mrd. US-Dollar wären erforderlich, um den Anteil der erneuerbaren Energien am nationalen Strommix auf 20 % zu erhöhen, heißt es in dem IEA-Bericht. Die Erreichung der Ziele und die Verwendung eines Drittels des erneuerbaren Wasserstoffs für den Hausgebrauch würden erheblich zur sauberen Energiewende in Oman beitragen. Die Vorteile wären u. a. eine Verringerung des inländischen Erdgasverbrauchs um 3 Mrd. m³/Jahr und die Vermeidung von 7 Mio. t/Jahr Kohlendioxidemissionen.