Als Folge des Ukraine-Krieges erweisen sich die arabischen Länder als Retter in der Not – und als die Gewinner der Neu-Ausrichtung der europäischen Energiepolitik. Anders, als noch vor Jahresfrist erwartet wurde, sind es jedoch nicht erneuerbare Energien und Wasserstoff, die die Kooperation vertiefen, sondern die bewährten Energieträger Öl und Gas.

Russland hatte die EU und vor allem Deutschland mit rund 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag beliefert und war damit mit Abstand der wichtigste Lieferant für primäre Energie. Nun springen vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien als Lieferanten in die Bresche. Die chemische Zusammensetzung des Öls vom Golf entspricht noch am ehesten dem Typus Rohöl der Sorte Urals, das bis dato aus Russland kam. Dieses „süße“ Öl lässt sich vergleichsweise leicht zu Diesel und zu Flugbenzin verarbeiten. Die Verwandtschaft der chemischen Zusammensetzung des Rohstoffs erspart den europäischen Raffinerien erhebliche Umstellungskosten, die angefallen wären, wenn schwefelhaltigere Öle zur Grundlage der Versorgung für die hiesige Mobilität geworden wären.

Russland hatte die EU und vor allem Deutschland mit rund 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag beliefert und war damit mit Abstand der wichtigste Lieferant für primäre Energie. Nun springen vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien als Lieferanten in die Bresche. Die chemische Zusammensetzung des Öls vom Golf entspricht noch am ehesten dem Typus Rohöl der Sorte Urals, das bis dato aus Russland kam. Dieses „süße“ Öl lässt sich vergleichsweise leicht zu Diesel und zu Flugbenzin verarbeiten. Die Verwandtschaft der chemischen Zusammensetzung des Rohstoffs erspart den europäischen Raffinerien erhebliche Umstellungskosten, die angefallen wären, wenn schwefelhaltigere Öle zur Grundlage der Versorgung für die hiesige Mobilität geworden wären.

China als Konkurrent

Das Königreich exportiert gegenwärtig den überwiegenden Anteil der Tagesproduktion von 5,5 Millionen Barrel nach Asien. Doch der EU-Preisdeckel für russisches Rohöl zielt darauf, dass der Kreml zukünftig sein vergleichsweise günstiges Rohöl nach China und Indien verkauft, während die Rohstoffe vom Golf nach Europa fließen sollen. Dagegen steht freilich, dass die Golf-Länder langfristige Lieferverträge mit asiatischen Ländern haben. China, das in jüngster Vergangenheit seine Verbindungen zum Nahen Osten strategisch erweitert hat, wird sich nicht ohne Weiteres mit einer Rückstufung zufriedengeben. Zudem sind in Europa die Umweltauflagen weit höher; auch wächst der europäische Markt nicht so schnell wie der asiatische.

Die italienische Regierung hat unterdessen bekundet, künftig eine Schlüsselrolle beim Import von Erdgas aus Libyen, Ägypten und vor allem Algerien zu spielen. Auch Italiens Energieversorgung hing zu 40 Prozent vom russischen Gas ab. Inzwischen ist Algerien das wichtigste Lieferland geworden. 2022 flossen gut 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Algerien nach Italien – mehr als doppelt sie viel wie im Jahr zuvor. Der italienische Energieversorger ENI beabsichtigt, die Menge künftig auf 36 Milliarden Kubikmeter zu steigern. Italien will vor dem Hintergrund der Neuausrichtung das Land zu einem Verteilerknoten für die Versorgung Zentraleuropas mit Gas aus dem arabischen Raum machen. Mit Ägypten werden bereits Verhandlungen über die Belieferung mit Flüssiggas geführt.

Status quo ante

Kurioserweise wird mit dieser Neuausrichtung ein „status quo ante“ wieder hergestellt, der vor gut 40 Jahren aus politischen Gründen beendet wurde. Im Gefolge der so genannten OPEC-Krise 1971 wollten Deutschland und andere europäische Länder damals ihre Abhängigkeit von arabischem Öl verringern. Deswegen wurden in großem Umfang Atomkraftwerke gebaut und die Rohstoff-Verbindungen zu Russland wurden erheblich erweitert. Die neue Hinwendung zu den rohstoffreichen Ländern in der arabischen Welt wird auch durch einen zunehmenden Anteil an erneuerbaren Energien in der EU nicht verändert werden. Die Produktionskosten für Öl sind vergleichsweise so gering, dass Konkurrenten, die weniger kosteneffizient sind wie etwa die USA, nicht mitbieten können, wenn die Nachfrage nach Öl nachlassen sollte. So ist zu erwarten, dass auch mittel- und langfristig die arabischen Ölproduzenten die Gewinner der EU-Energiewende sein.

Zuvor hatten schon Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate Vereinbarungen zu Lieferung von Flüssiggas getroffen. Der Essener Energiekonzern RWE vereinbarte mit der Abu Dhabi National Oil Company eine erste Lieferung von 137.000 Kubikmetern LNG. Laut RWE wurden darüber hinaus mehrjährige Lieferungen ab 2023 beschlossen. Der deutsche Konzern sprach von einem „Meilenstein“ für den Aufbau einer LNG-Versorgungsinfrastruktur in Deutschland und für den Aufbau einer diversifizierten Gasversorgung.

Zuvor hatten schon Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate Vereinbarungen zu Lieferung von Flüssiggas getroffen. Der Essener Energiekonzern RWE vereinbarte mit der Abu Dhabi National Oil Company eine erste Lieferung von 137.000 Kubikmetern LNG. Laut RWE wurden darüber hinaus mehrjährige Lieferungen ab 2023 beschlossen. Der deutsche Konzern sprach von einem „Meilenstein“ für den Aufbau einer LNG-Versorgungsinfrastruktur in Deutschland und für den Aufbau einer diversifizierten Gasversorgung.

von Jürgen Hogrefe