Der aktuelle IWF-Bericht, der im Ergebnis der im November 2022 mit den VAE stattgefundenen Artikel IV-Konsultationen veröffentlicht wurde, hebt hervor, dass die Wirtschaft der VAE die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie schnell überstanden habe. Das kurzfristige Wirtschaftswachstum würde stark durch eine Erholung der Binnenkonjunktur gestützt, während die hohen Ölpreise für hohe Überschüsse in der Außenhandelsbilanz verantwortlich zeichneten. Das BIP-Wachstum der VAE lag 2022 voraussichtlich bei über sechs Prozent (2021: 3,8 Prozent). Das Wirtschaftswachstum war 2022 robust, angeführt von einem starken Aufschwung im Tourismus, im Baugewerbe und bei den Aktivitäten im Zusammenhang mit der Expo 2022 in Dubai sowie einer höheren Ölproduktion im Einklang mit den OPEC+-Produktionsvereinbarungen. Die Inflation ist mit dem globalen Trend gestiegen und dürfte 2022 durchschnittlich knapp über fünf Prozent betragen haben. Die zunehmende globale Unsicherheit führte zu größeren Finanzzuflüssen und trug durch den Zuzug von Expats in einigen Segmenten zu einem raschen Anstieg der Immobilienpreise bei.

Die Haushalts- und Außenhandelsüberschüsse haben zugenommen, was den höheren Ölpreisen sowie der Abschaffung der vorübergehenden steuerlichen Unterstützung für Unternehmen und Haushalte im Zusammenhang mit der COVID-Krise zu verdanken ist. Der Nicht-Öl-Außenhandel der VAE wuchs in der ersten Jahreshälfte 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent. Die Nicht-Öl-Exporte des Landes stiegen um acht Prozent gegenüber 2021. Die Tourismuseinnahmen überstiegen in der ersten Hälfte 2022 fünf Mrd. US-Dollar, verglichen mit drei Mrd. US-Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Hotelgäste, die das Land empfing, stieg in diesem Zeitraum um 42 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt wies die Leistungsbilanz Überschüsse von etwa zehn Prozent des BIP für die Jahre 2021 und 2022 aus.

Die wirtschaftlichen Aussichten der VAE sind weiterhin positiv und werden durch die Binnenkonjunktur gestützt. Der IWF geht davon aus, dass das Wachstum außerhalb des Kohlenwasserstoffsektors 2023 etwa vier Prozent betragen und sich mittelfristig mit der Umsetzung der laufenden Reformen beschleunigen wird. Der Inflationsdruck wird sich voraussichtlich allmählich abschwächen, auch aufgrund der Auswirkungen der sich verschärfenden finanziellen Rahmenbedingungen. Die weitere Entwicklung der inländischen Kapitalmärkte wird das Wachstum unter anderem durch die von der Regierung betriebene Emission von Schuldtiteln in Landeswährung ebenfalls unterstützen. Dennoch sind die Aussichten mit erheblichen externen Unsicherheiten behaftet wie beispielsweise der kürzlich angekündigten Produktionskürzungen der OPEC+. Allerdings tragen die bisherigen hohen Ölpreise und die soliden Fiskalpuffer dazu bei, die Risiken zu mindern, während eine Verstärkung der Reformbemühungen Aufwärtsrisiken für das mittelfristige Wachstum mit sich bringen würde. Der IWF begrüßt daher die Reformen im Rahmen der Strategie VAE 2050. Dabei sollte der Schwerpunkt auf der Diversifizierung der Wirtschaft liegen, um eine ausgewogene Energiewende und ein starkes langfristiges Wirtschaftswachstum zu gewährleisten. Obwohl die VAE erhebliche Fortschritte bei den Klimaschutzinitiativen gemacht haben, sollten kohlenstoffarme Investitionen mit der größten wirtschaftlichen Bedeutung und dem größten Potenzial zur Verringerung von Emissionen und Energieintensität Vorrang haben. Dies wird durch die laufenden Großinvestitionen in erneuerbare Energien und die Arbeit an der Entwicklung einer grünen Taxonomie und der durchgängigen Berücksichtigung grüner und nachhaltiger Finanzierungen unterstützt werden. Der IWF schätzt abschließend ein, dass die laufenden Strukturreformen, z. B. zur Förderung der Beschäftigung im Privatsektor und der Erwerbsbeteiligung von Frauen, zur Steigerung des Handels und der Auslandsinvestitionen sowie zur Nutzung der Vorteile von Technologie und Bildung insgesamt zu einem nachhaltigen und integrativen Wachstum beitragen werden.