Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien ist im Nahen Osten und in Nordafrika in vollem Gange. Die Ambitionen sind in den einzelnen Ländern unterschiedlich, ebenso wie die Größe und die Bereitschaft ihrer Märkte, aber das Gesamtbild ist von Dynamik geprägt. Eine Analyse der International Renewable Energy Agency (IRENA) stellte fest, dass die Region bis 2050 fast 26 % ihrer gesamten Primärenergieversorgung aus erneuerbaren Energien gewinnen könnte. Die Zahl der Arbeitsplätze im Sektor der erneuerbaren Energien in der Region würde im Szenario der Energiewende von 542 000 im Jahr 2017 auf 2 Millionen bis 2050 steigen.

Nach einem im September 2023 vom Global Energy Monitor veröffentlichten Bericht sind derzeit in der MENA-Region Öl- und Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 343 GW in Betrieb, die über 90 % des Stroms in der Region erzeugen. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Region etwa 500 GW an Solar- und Windkapazität benötigt, um die Stromerzeugung aus diesen Öl- und Gaskraftwerken zu ersetzen. Bis 2030 soll die Windenergiekapazität von 4,7 GW auf 11,3 GW und die Solarenergie von 7,4 GW auf 49,5 GW an Energieversorgungsanlagen wachsen. Wenn diese Pläne umgesetzt werden, könnten 91 % der von der Arabischen Liga für erneuerbare Energien gesetzten Ziele bis 2030 erfüllt werden. Das zeigt aber auch, dass nach 2030 das Tempo und der Umfang der Installierung neuer Kapazitäten erheblich beschleunigt werden müssen.

In den letzten zehn Jahren wurden gemäß MEED-Angaben im Nahen Osten und in Nordafrika Projekte für erneuerbare Energien im Wert von über 48 Mrd. US-Dollar vergeben. Im Jahr 2022 hat die Mehrheit der Länder in der MENA-Region ihre Pläne für Wind- und Solarenergie erheblich ausgeweitet. Im vergangenen Jahr wurden in der MENA-Region 6,9 GW an großen Solar- und Windkraftprojekten in Betrieb genommen, womit die erneuerbare Kapazität um 57 % auf 19 GW erweitert wurde. Darüber hinaus befinden sich derzeit Projekte mit einer Kapazität von 9 GW im Bau und sollen bis Ende 2024 fertiggestellt werden.

Saudi-Arabien, VAE, Oman und Marokko sind dem Bericht von Global Energy Monitor zufolge aufgrund der Anzahl ihrer in Betrieb genommenen Solar- und Windkraftprojekte, ihrer Projektkapazitäten und ihrer ehrgeizigen Ziele für erneuerbare Energien potenziell führend in der MENA-Region. Die drei wichtigsten Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, die derzeit durchgeführt werden, sind: die Neom City in Saudi-Arabien, die ihren Energiebedarf ausschließlich aus Wind- und Sonnenkraft speisen wird; der Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solar Park in den VAE mit einer für 2030 geplanten Kapazität von 5 GW; das Solar-PV-Kraftwerk Shuaibah in Saudi-Arabien, das nach Fertigstellung der Phase 2 über eine Kapazität von 2,6 GW verfügen wird. Auch Oman konnte im vergangenen Jahr mit einem Zuwachs von mehr als 1 GW an betriebsfähiger Solarkapazität im Versorgungsmaßstab beträchtliche Fortschritte erzielen, und Katar hat mit der Fertigstellung des Al-Kharsaah-Solarkraftwerks im Oktober 2022 eine Leistung von 800 MW erreicht. Marokko hat mehrere Solarkraftwerke gebaut, darunter den NOOR-Komplex in Ouarzazate, mit einer Kapazität von 580 MW. Daneben verfügt Marokko gemäß einem Bericht des Global Wind Energy Council (GWEC) derzeit über eine installierte Onshore-Windkapazität von 1,5 GW.

Angetrieben durch den Klimawandel und die Verpflichtungen der Länder zu einer vollständigen Dekarbonisierung schätzt die IRENA ein, dass Wasserstoff bis zum Jahr 2050 bis zu 12 % des weltweiten Energiebedarfs decken könnte. Dementsprechend entwickelt sich der Markt für grünen Wasserstoff in der MENA-Region von einer scheinbaren Zukunftshypothese zu einer vielversprechenden Realität, mit mehreren Plänen auf nationaler Ebene, um die Nachfrage von Exportmärkten und von inländischen Wirtschaftssektoren zu decken.